EXKURS 4 – TAGESTREPPE

HALTET DURCH!

Die Tagestreppe führte ins Obergeschoss, zum Schlaf­saal der Mönche. Über diese 16 Stufen bahnten sich die Mönche täglich ihren Weg in den fest struktu­rierten Alltag.

Fahne Walkenried

Die Tagestreppe führt auf östlicher Seite des Klosters vom Kreuzgang aus ins Obergeschoss.

Die Mönche benutzten die Tagestreppe normaler­weise nur zweimal pro Tag – einmal am frühen Morgen und einmal am Abend.

Es wäre nicht denkbar gewesen, dass ein Mönch mal etwas länger schläft oder sich für einen Mittagsschlaf nach oben zurückzieht. Sogar die Schlafenszeiten waren in der Benediktsregel festgeschrieben. Hier stand auch, wie oft die Mönche beten, wie sie miteinander umgehen sollten, wann sie zu schweigen hatten und vieles anderes darüber hinaus.

Die strengen Regeln bestimmten maßgeblich den Alltag der Mönche. Jeder Mönch legte beim Eintritt ins Kloster das Gelübde ab, sich an diese Regeln zu halten.

Wenn die Mönche morgens aus dem Schlafsaal über die Tagestreppe hinabstiegen, waren sie gewappnet bzw. gegürtet, sich mit aller Entschiedenheit in den Alltag des Klosters zu begeben. Es war nicht nötig, den einzelnen Tag zu planen, die meisten Entscheidungen waren schon getroffen. Die Regeln gaben den Mönchen Orientierung, so dass sie ihre Energie ganz ins Beten und Arbeiten fließen lassen konnten.

Walkenried Exkurs 4


impuls 4 —
HALTET DURCH!

Viele bewundern die besondere Atmosphäre hier im Kloster. Weil über eine lange Zeit hinweg viele Menschen auf eine ähnliche Art und Weise gewirkt haben, hat sich eine Atmosphäre verdichtet, die bis heute spürbar ist. Verbunden durch die festen Klosterregeln zogen die Mönche an einem Strang.

Das konsequente Befolgen von Regeln und Richtlinien erscheint uns heute manchmal starr oder gar leblos. Die positive Wirkung zeigt sich erst auf lange Sicht. Dann sieht man nicht nur den Trott der Wiederholung, sondern erkennt die Beständigkeit der Rhythmen, die Menschen Halt und Orientierung stiften kann.

Die Regeln der Mönche sind wohl auf das Leben in unserer Zeit nur schwer zu übertragen. Doch auch heute können feste Gewohnheiten das Leben vereinfachen und die vielfältigen Möglichkeiten, die sich täglich bieten, auf ein zu bewältigendes Maß bringen.

Ein wohltuender Rhythmus schafft eine Struktur, die das Leben ein wenig leichter macht. Seine Kraft kann er vor allem dann entfalten, wenn man den Takt über eine längere Zeit durchhält und daran festhält.

Walkenried Exkurs 4

Auf der Treppe innehalten und mich daran erinnern, was meinem Leben seinen Rhythmus gibt

Übung 4

1.
Nehmen Sie sich eine der Meditationstafeln, die in der Nische am Fuß der Treppe liegen. Den gleichen Text finden Sie auch unten verlinkt.

2.
Lassen Sie sich Zeit, um die Worte auf den einzelnen Stufen wirken zu lassen.

Bitte legen Sie am Ende die Tafel wieder zurück in die Nische.